Räume der Dunkelheit in Berlin

Während ‚the rest of us‘ am Sonntag in der Berliner Volksbühne noch den „Einbruch der Dunkelheit“ zelebrierte, machte ich mich nach Lichtenberg auf den Weg, um dort erstmals Räume der vollkommenen Dunkelheit zu besichtigen. Diese Dunkelheit hat eine mehrfache Herkunft: Einerseits ist sie der architektonische Ausdruck einer Geisteshaltung der drohenden und bedrohlichen Verdunkelung, andererseits ist sie daher eine extreme geomantische Vorbelastung für die Gegenwart. Drittens ist Dunkelheit die Grundbedingung für Kino, wie wir es kannten. Viertens sind Orte der Leere mit Potential zum Experimentieren inzwischen in Berlin rar geworden.

Es gilt den ehrenamtlichen Bestreitern des Kinomuseum Berlin e.V. daher zum Einzug in ihre neuen Räumlichkeiten zu gratulieren. Ich bewundere den Mut der Akteure, da ich vor der Entscheidung – nach meiner Meinung gefragt – entschieden meine Bedenken gegen die Schwere dieser geomantischen Vorbelastung deutlich werden ließ: Ein Kinopalast der staatlichen Kontrolleure, der alles hatte, was ein Kinopalast zu einem Kinopalast machte, dem nur der Straßenzugang und die Öffentlichkeit komplett fehlte, wirklich komplett.

Im Moment werden von den Ehrenamtlichen des Kinomuseums Berlin die Wände weiß gestrichen (geomantisch sehr sinnvoll!), schwere Kinomaschinen der Sammlung herangebracht und Kinoprojektoren mit Tontechnik für den Kinopalast installiert, damit es hoffentlich schon bald eine Ankündigung in der Art wie diese geben kann:


Verstecktes Kino am geheimen Ort
im Kinopalast der Kontrolleure

Kinomuseum Berlin

zeigt

Kino-Shows im Original
vorgeführt von der Filmrolle
mit großen Kinomaschinen

im „Magdalena“
Kinopalast der Kontrolleure
Normannenstraße, Lichtenberg

Zugang mit Schnitzeljagd,
wenn man weiß wie und wann.
Garantiert unkontrolliert!


Dass der Standort Normannenstraße (wie er im Westen dafür bekannt war) oder die „Magdalena“ (wofür der Begriff im Osten stand) inzwischen auch eine dufte Partylocation geworden ist – gleichzeitig war eine „Party der 5.000“ im Gange –, zeigt die Tatsache, wie weit sich die Berliner Gentrifizierung inzwischen nach Lichtenberg vorgefressen hat. Insofern ist die geomantische Inversion derzeit dort also schon im vollen Gange.

Damit es in im Magdalena Kinopalast hurtig weiter gehen, sind Spenden gefragt. Der Verein arbeitet gemeinnützig und kann Spendenquittungen ausstellen. Bankverbindung: GLS Bank, BLZ 430 609 67, Konto 1141 228 900

http://www.kinomuseum-berlin.de/

http://www.newyorker.com/online/blogs/movies/2014/01/dont-worry-about-the-end-of-film.html

 

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