akiwiwa – als Kino wichtig war | Podcast Folge 5 | Juli 2020

akiwiwa – als Kino wichtig war…

Audio-Podcast von und mit
Kilian Mutschke und Joachim Polzer

Folge 5

Juli 2020

Spieldauer: 134 Minuten


Thema dieser Folge:

AIRPORT:
Der Flughafen als Lebensraum —
oder: runter kommen sie alle.


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Als wir uns 2019 aufmachten, für die kommenden akiwiwa-Folgen Podcast-Themen zu planen, da erschien uns der Flughafen als Kinotopos, als Kinoort, ein sehr passender Gegenstand zu werden. Einerseits begann der kommerzielle Passagierluftverkehr mit Flugzeugen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, im Jahre 1919: 2019 war also das hundertjährige Jubiläum des kommerziellen Passagier-Luftverkehrs zu begehen. Andererseits zeigte sich seit etwa 2015 durch die Klimaproteste, aus Schweden kommend, erschien aus heiterem Flughimmel plötzlich der neue Begriff der zuvor unbekannten „Flugscham“: für die Reise per Flugzeug sollte man sich ab jetzt schämen. Diese Kehre wollten wir uns zum Anlass nehmen, anno 2020 dann über den Flughafen als Lebensraum in der Darstellung von Kinofilmen zu sprechen.

Nie wäre uns zum Zeitpunkt unserer Podcast-Folgenplanung 2019 eingefallen, dass der konkrete Anlass für unseren Podcast über den Flughafen dann plötzlich die mehr oder wenige und weltweit nahezu komplette Einstellung des Flugverkehrs für Passagiere sein würde. Der Passagier-Luftverkehr brach im Frühjahr 2020 während der Corona-Krise um etwa 95 bis 99 Prozent ein, weltweit.

In Publikationen erschienen plötzich Texte als Elogen auf den Flughafen als Erlebnisraum, wie zum Beispiel der Text „Warum ich Flughäfen vermisse“ von ULF LIPPITZ im Berliner Tagesspiegel am 5. Mai 2020 mit der Unterzeile „Ein Himmel ohne Kondensstreifen, die Terminals auf der ganzen Welt sind verlassen. Von der Sehnsucht nach Flughäfen“: London City Airport oder Paris Orly beispielsweise wurden vorübergehend gleich komplett geschlossen. Über Berlin-Tegel mit nur noch ein paar täglichen Passagieren schwebte statt Flugzeugen gleich die unverhohlene Androhung der vorzeitigen Außerbetriebstellung.

Genug Gründe also, unser Vorhaben von 2019 nun im Jahre 2020 unter besonderen Bedingungen umzusetzen und anzugehen.

Ein Gespräch also über 10 Kinofilme zum Thema Flughafen und Fliegen.

Wir wollen heute sprechen über AIRPORT – den Flughafen als Lebensraum im Kino – und über Kino-Flüge die den Flughafen knapp verpassen, getreu der Devise „runter kommen sie alle“, Bruchlandungen ohne Airport-Support, Abstürze, Notlandungen und die Erfahrung, das Überleben von Abstürzen auch.

AIRPORT heißt AIRPORT, so wie der gleichnamige Filmtitel des US-amerikanischen Spielfilms aus dem Jahre 1969, der zeitlich noch vor „Der Höllenfahrt der Poseidon“, „THE POSEIDON ADVENTURE“, als Film 1972, als Romanvorlage auch aus 1969, das „Katastrophenfilm“-Genre für die 1970er-Jahre definieren half. „Poseidon“ war eine Produktion des als MASTER OF DESASTER bekannten Irwin Allen für Fox (und später das TOWERING INFERNO für Fox-Warner); die AIRPORT-Serie wie auch das spätere „Erdbeben“, EARTHQUAKE, waren Sache der Universal-Studios. AIRPORT von 1969 ist unser erster Filmtitel, über den wir nach dieser Einführung gleich als erstes sprechen wollen.

Die Neubauten von Passagierterminals nach dem Zweiten Weltkrieg schufen Terminal-Arme und Passagier-Brücken und oft, auf deren Dächern oben darauf auch Aussichtsplattformen, der Öffentlichkeit ohne Flugpassage zugänglich, meist zum Verabschieden des Flugs nach dem Boarding beim TAKE-OFF. Auf einer solchen Aussichtsplattform spielt LA JETÈE von Chris Marker, zu deutsch „am Rande des Rollfelds“, aus dem Jahr 1962, meinem Geburtsjahr, dem Jahr des Oberhausener Manifests. LA JETÈE ist neben „Nacht und Nebel“ von Alain Resnais, 1955/1956, einer der einflussreichsten mittellangen Filme der Filmgeschichte. Ein „mittellanger Film“ mit einer Länge von 20 bis 65 Minuten ist im romanischen Kulturraum ein eigenes Genre. Chris Marker wurde dann weiter berühmt mit seinem Essay-Langfilm „Sans Soleil – Unsichtbare Sonne“ als Meditation über das Kino, das Sehen als Wahrnehmung, über Japan und über v.a.m., aus dem Jahre 1983. Wir werden uns seine Flughafen-Zeitreise anno 1962 bei LA JETÈE anschauen und hoffentlich dabei etwas über „gefrorene Filmbilder“ erfahren.

Im selben Jahr 1962, zum Jahresende, knapp eineinhalb Jahre nach dem Mauerbau, drehte der deutsche Fotograf und Tageszeitungs- später Illustrierten-Journalist Will Tremper, auf dem Flughafengelände des Zentralflughafens Berlin-Tempelhof seinen zweiten Spielfilm DIE ENDLOSE NACHT. Will Tremper, geboren als Gastwirtssohn 1928 im rheinischen Braubach und gestorben 1998 in München, drehte seinen Film DIE ENDLOSE NACHT ganz im Produktionsstil der französischen Nouvelle Vague: also ohne fertiges Drehbuch, improvisierend von Drehtag zu Drehtag, mit einem Schauspielerensemble für einen „Omnibusfilm“, am Flughafen als Lebensstrom spielend, dort an Originalschauplätzen in der Nacht gedreht, in der Abflughalle, dann also, wenn man sein „Set“ für sich haben kann, nicht ganz durchfinanziert, unter Einbeziehung von zufällig vorbeischauenden, prominenten Zaungäste-Flaneuren, damit einhergehend ein Einbruch der Wirklichkeit in den kontrollierten Film Set, mit ungewissem Projekt-Ausgang, produziert auf volles Risiko aus purer Lust am Kinomachen, der seinerzeit wichtigsten Kulturangelegenheit überhaupt, in Schwarz-Weiß und UltraScope-Breitwand, mit viel jazziger Musik. — Auch andere Mitstreiter des damals Jungen (West)deutschen Films arbeiteten später so oder so ähnlich: May Spils/Werner Enke, Ulrich und Peter Schamoni oder Rainer Werner Fassbinder ganz am Anfang seiner Filmkarriere, also gegen Ende der 1960er-Jahre. „Es“ war 1965; „Schonzeit für Füchse“ 1966; Schlöndorffs‘ „Junger Törless“ kam auch erst 1966; „Mahlzeiten“ von Edgar Reitz dann 1967. – Keiner war also in Deutschland so früh und so zeitgenössisch dicht dran an der neuen französischen Kino-Revolutionswelle, den französischen Kinorevolutionären und ihren Lebenskonzepten wie Will Tremper. „Das Brot der frühen Jahre“ von Herbert Vesely war eine Literaturverfilmung einer Erzählung von Heinrich Böll, ebenfalls aus dem Jahr 1962, war ebenfalls bei Hanns Eckelkamps atlas Film herausgekommen; Eckelkamp sicherte mit einer Verleihgarantie die Fertigstellung der unterfinanzierten ENDLOSEN NACHT; Startpunkt seiner lang-anhaltenden Arbeit als Filmproduzent. – Die Sängerin der polnischen Jazz-Combo, des Andrzej-Trzaskowskí-Quintetts, Wanka Warska, gab’s wirklich; sie starb 2019; der Komponist der Filmmusik von DIE ENDLOSE NACHT, Peter Thomas, starb jüngst in 2020 mit 94 Jahren.

ZU DEN DARSTELLERN bei DIE ENDLOSE NACHT:

Hannelore Elsner hier in ihrer ersten Filmhauptrolle; sie spielt ein Starlet vom Edgar-Wallace-Filmset, mit einem Berliner Filmproduzenten-Seitenhieb auf Horst Wendlandt.

Harald Leipnitz, der von Will Tremper für den Film entdeckte Theaterschauspieler; für diese Darstellerleistung gab’s 1963 einen Bundesfilmpreis, das Filmband in Gold.

Karin Hübner, 850 x mit Eliza Dootlitte in ‚My Fair Lady‘ auf der Bühne, auch bei Bernhard Wickis ‚Wunder des Malachias‘ von 1961 war sie besetzt.

Ebenfalls beim ‚Malachias“ war Walter Buschhoff als Darsteller mit dabei, hier als Siemens-Ingenieur auf dem Weg nach Karachi in Tempelhof nächtens gestrandet. Buschhoff wurde später ein vielbeschäftigter Seriendarsteller im deutschen Fernsehen, z.B. bei ‚Büro-Büro‘ und im ‚Forsthaus Falkenau‘.

Fritz Rémond, Neffe von Curt Goetz, Gründer und Impressario des Frankfurter Zoo-Theaters, hier als durch Flugnebel am Auftritt gehinderter, verhinderter King Lear. Er telefoniert im Film also quasi mit sich selbst.

Der auch als deutscher Schlagersänger bekannt gewordene Bruce Low – ‚Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand‘ & ‚Noah‘ – hier als gestrandeter, internationaler Transitpassagier mit einstweiligen Familienplanungsabsichten für Kenia.

Die kanadische Schauspielerin Alexandra Stewart, die als Filmschwester von Paul Newman in Premingers ‚Exodus‘ kurz zuvor international bekannt wurde, hier rund um die Uhr für die KLM am Beratungs-Counter im Einsatz. Später wirke Alexandra Stewart bei Louis Malles ‚Irrlicht‘ und bei Truffauts ‚Amerikanischer Nacht‘ mit; sie ist bis heute in aktuellen Filmen als Schauspielerin zu sehen.

Kudamm-Theater-King Wolfgang Spier, die deutsche Stimme von Donald Pleasance und auch ein ‚Wunder des Malachias‘, darf hier statt Regisseur der Rechtsanwalt sein.

Der als ‚Untertan‘ nach Heinrich Mann durch die Staudte-Verfilmung (und auch bei Staudtes ‚Rotation‘) bekannt gewordene Werner Peters hier als verlassener Ehemann, der mit dem Anschleppen seiner Kinder auf dem Flughafen seine Ehefrau zurückhalten, zurückgewinnen, wieder einfangen will.

Ebenfalls beim ‚Untertan‘ war Paul Esser gecastet, hier in der Rolle des prosperierenden Wirtschaftswunder-Ekel-Unternehmers, bevor er später bei den Pippi-Langstrumpf-Verfilmungen mit dabei war und auch das Berliner Hansa-Theater gründete, weil er bei der Intendantenwahl zur Freien Volksbühne 1963 in West-Berlin gegenüber Erwin Piscator den kürzeren gezogen hatte. Piscator brachte dann dort, im Premierenjahr der ENDLOSEN NACHT, 1963, als Welturaufführung den ‚Stellvertreter‘ von Hochhuth. — Was für Zeiten! Was für Schauspieler damals!

DIE ENDLOSE NACHT ist der dritte Film für uns heute.

„Flughafen als Lebensraum“ – so unser Thema – heißt dann ja auch wirklich auf dem Flughafen Leben, Sein, Existieren. Einer, der das muss, ist die Hauptfigur in Steven Spielbergs TERMINAL aus dem Jahre 2004, die von Tom Hanks verkörpert wird. Das ist einer, der weder zurückfliegen noch einreisen darf, im Empfangsgebäude behörden-rechtlich und physisch gefangen bleibt, und der daher in diesem Flughafen-Terminal, dem Empfangsgebäude zum Abfliegen und Ankommen, einstweilen verbleiben, zwangsweise dort bis auf Weiteres sein Dasein fristen muss, mit tragischen und – das legt Tom Hanks als Schauspieler nahe – auch lustigen, heiteren Aspekten, also auch eine luftig-leichte Komödie mit kritischen Untertönen im TERMINAL. Gegenspieler und Widersacher von Viktor Navorski, der Figur von Tom Hanks, ist Frank Dixon, gespielt von von Stanley Tucci, als Sicherheitsbeauftrager am Flughafen in der Post-9/11-Welt. Catherine Zeta-Jones sorgt für weibliche Annäherungensszenen einer stets veränderlichen Flugverkehrsbranche. Während des Höhepunktes der Corona-Krise in 2020 spielten sich Situationen wie im Spielberg-Film im Osten Russlands wohl wirklich und tatsächlich so ab: krokasische Zustände als Erinnerung an die staatlichen Veränderungen in den 1990er-Jahren mit gestrandeten Flugpassagieren, die weder vor noch zurück können: TERMINAL, unser Film Nummer 4.

Das kennt man noch: In einem fernen Land am Flughafen treffen nach und nach überwiegend deutsche Landsleute ein, zum Rückflug in die Bundesrepublik. Der Alltag Deutschlands mit seinen Menschentypen und typisch deutschen Verhaltensweisen holt einen so schon am Abflugsteig zum Interkontinentalflug ein. Wenn dann aus einer Wartezone durch technische Defekte am Fluggerät schließlich eine Open-End-Situation zu werden droht, dann kann mit deutschem Temperament und der Enthemmung mittels alkoholischer Freibar aus einem Flughafen als Durchstiegszone leicht ein Erlebnisraum der besonderen Art werden: Anständigkeit und Etikette entgleiten, der hässliche Deutsche tritt ganz schnell hervor. Darüber hat Romuald Karmakar im Jahr 2000 den Spielfilm MANILA gedreht. Den schauen wir uns einmal näher an.

ZU DEN DARSTELLERN bei MANILA:

Jürgen Vogel und Manfred Zapatka als NRW-Sextouristen-Duo Rudi und Herbert, sind verschwägert, Rudi war Auslandseinsatz-Soldat in Somalia, Herbert war 20 Jahre lang für Hochtief im Ausland, schaute dabei Enthauptungen in Saudi-Arabien zu, wie die Deutschen zuhause den Tatort: mit Gaffer-Instinkt, Thrill am Crime und schrecklicher Abscheu. Herbert bestellt sich telefonisch aus Manila schon mal ein häusliches Steak mit viel Zwiebeln drauf für’s Mittagessen nach der Ankunft.

Martin Semmelrogge als Franz aus Geislingen an der Steige, war bei den dortigen Stadtwerken unter-beschäftigt, sammelt und prahlt mit Besitz und Statusobjekten wie Kamera-Ausrüstung, Marken-Boots-Stiefel vom Breuninger und mit im Ausland durch seine schwäbische Galanz abgeschleppten Frauen, findet, dass er Niveau hat und durch sein Qualitätslevel auch Ansprüche an andere stellen kann.

Elizabeth McGovern kommt gerade von Auerbachs Theke auf den Bismarck-Inseln; Elizabeth ist US-Journalistin mit deutschen Wurzeln, liest die International Herald Tribune, hinter der man sich als Jüdin bei so viel praller deutscher Männlichkeit gut verstecken kann, arbeitet seit 20 Jahren am Thema „Deutsche im Ausland“, darauf ist sie bei den deutschen Redaktionen abonniert. Ihre Eltern kamen aus dem Exil zurück, als Willy Brandt den Friedensnobelpreis verliehen bekam.

Der Stations- und Abflugleiter am Gate; Jochen Osterfeld, wird von Sky Dumont vornehm verkörpert, so als sei er Herr Lufthansa persönlich oder Herr Östergard, ist unterschwellig misogyn, aber die hanseatische Vornehmheit zieht bei den von Verspätungen betroffenen deutschen Rückreisern nicht, ihm begegnet bei der Bekanntgabe des Verspätungsgrunds, einer philippinischen Ratte im Flugzeug, Respektlosigkeit in Amt und Funktion.

Michael Degen als Walter, ist als Autohändler von deutschen Qualitätsfahrzeugen ausgestiegen und betreibt mit seiner LocalWife Maribel in Manila einen Puff, bringt seinen Compagnion Klaus im mitfliegenden Sarg nach Hause. Der ist mit 42 Kilo an AIDS gestorben und soll in Deutschland von seinen Angehörigen zu Grabe getragen werden.

Herbert Feuerstein ist der introvertierte, stille Beobachter der Szenerie am Rande. Nina Heimlich als hübsche Abflugassistentin Kerstin, kontert Anmache mit koketten Sprüchen. Jochen Nickel als Kurzhosiger.

Peter Rühring und Margit Carstensen als verhärmtes, ostdeutsches Lehrerehepaar Görler, leben in Appolda, unweit von Weimar-Buchenwald, betonen Buchenwald, möchten so gerne Bildungsbürger sein, Stichwort Auerbachs Keller, mussten aber nördlich von Chiang Mai in Thailand während einer mehrtägigen Urwaldwanderung bei den Akha nachts mit den Hängebauchschweinen im Dunkeln kacken. Während Knut Görler durch Walter und seine Drinks auflebt, telefoniert Regine Görler schon mal nach Hause, um Anweisungen für die Abholung zu geben, dass alle sagen sollen, wie schlecht Knut jetzt aussieht.

Eddi Arent kommt seit knapp 40 Jahren immer noch vom Edgar-Wallace-Filmset und wird mit Peter-Thomas-Filmmusik bei der fiktiven Falllösung in der Rolle des Film-Inspektors bei einer After-Dinner-Show als Entertainer gefeiert.

Kamera von Fred Schuler; geschnitten von Peter Przygodda; geschrieben von Bodo Kirchhoff; Szenenbild von Rolf Zehetbauer.

Knapp 40 Jahre nach DIE ENDLOSE NACHT in Tempelhof also ein zweiter deutscher Film zum Thema „Flughafen als Lebensraum“, ebenfalls ein Ensemblefilm, Robert Altman lässt grüßen, mit viel Edgar-Wallace-Film-Topoi und Verdi-Ekstase: ‚Polizeistunde kennen wir nicht!‘ — ‚Nach Hause gehen wir nicht!‘ — ‚Oh, Du schöner Westerwald!‘

Unser Film Nummber 5: Manila von Romuald Karmakar.

Tom Hanks als Hauptdarsteller aus TERMINAL leitet über zu unserem Film Nummer 6 und dem Themenbereich „Runter kommen sie alle“, wieder mit Tom Hanks in der Hauptrolle: CAST AWAY, zu deutsch VERSCHOLLEN, in der Regie von Robert Zemeckis, wie MANILA auch aus dem Jahr 2000. CAST AWAY – eine Robinsonade als Folge eines Flugzeugabsturzes einer Frachtmaschine im Pazifik. Über lange Zeit-Strecken der Kinohandlung mehr oder weniger ein 1-Personen-Stück mit Tom Hanks, auf dessen ungewissen Verbleib die Schauspielerin Helen Hunt in ihrer Filmfigur als Ehefrau wartet und das Warten aufgeben wird. Wir werden fragen müssen, wie realistisch die Realistik in diesem Filmwerk ist. CAST AWAY, Film Nummer 6

Aller guten Dinge sind drei, besonders mit Tom Hanks. Nach TERMINAL und CAST AWAY noch ein dritter Film mit Tom Hanks in der Hauptrolle, diesmal als Verkehrspilot, der im Winter 2009 eine gekonnte Bruchlandung hinlegt, auf dem Hudson River in New York City, beidseitiger Triebwerksausfall nach doppelt gleichzeitigem Vogelschlag mit anschließender Wasserung im eiskalten Hudson. Tom Hanks als Chesley Sullenberger in SULLY, aus dem Jahre 2016, in der Regie von Clint Eastwood, der den Film unbedingt deswegen drehen wollte, weil er selbst mal eine Notlandung auf dem Wasser überlebt hatte. Wir schauen uns an, wie man aus einem 5-Minuten-Kurz-Flug einen 96 Minuten langen Spielfilm dreht. Film Nummer 7: SULLY.

Eine Bruchlandung im Sandsturm in der nord-afrikanischen Wüste, bei FLIGHT OF THE PHOENIX: DER FLUG DES PHÖNIX, aus dem Jahre 1965, von Robert Aldrich ins Werk gesetzt, mit einem profunden Schauspieler-Ensemble: James Stewart, Hardy Krüger, Richard Attenborough, Ernest Borgnine, Peter Finch und George Kennedy — neben anderen … Was macht man also mit einem abgestürzten Flugzeug in der Wüste ohne Kontakt zur Zivilisation? — Sowohl James Stewart als auch George Kennedy hatten starken Flugverkehrsbezug. James Stewart war im 2. Weltkrieg Jagdflieger, Kampfpilot, zuvor in seiner Jugend ein begeisterter Konstrukteur von Modellflugzeugen, wie auch Heinrich Dorfmann, die Figur von Hardy Krüger; — Geroge Kennedy war in den 1970ern das einzige Cast-Mitglied, das bei jedem der vier Filme der zum Teil bizarren AIRPORT-Filmserie bis 1979 als Schauspieler in der Figur des Joe Patroni – sozusagen als „Patron der Flugzeugtechnik“ – mit dabei war. George Kennedy starb 2016 im Alter von 91 Jahren und drehte noch 2014 seinen letzten Film. Er war seit 1956 eine markante und dominante Erscheinung in über 200 Nebenrollen. — DER FLUG DES PHÖNIX in der Originalverfilmung von 1965 — und nur diese Erst-Verfilmung zählt für uns — ist heute unser Film Nummer 8

„Runter kommen sie alle“, auch ohne Flughafen, stimmt auch bei Peter Weirs Filmwerk FEARLESS aus dem Jahre 1993, mit Jeff Bridges, Isabella Rossellini, Rosie Perez, dem „Amadeus“ Tom Hulce und John Turturro, Musik von Maurice Jarre. Keine Bruchlandung, sondern ein dramatischer Flugzeugabsturz nach Hydraulikausfall, auf der Basis eines realen Flugunfalls, mit einigen Überlebenden, knapp Davongekommenen. Der Film wirft Fragen auf über’s Fliegen mit Flugzeugen und Fragen zu Furcht und Furchtlosigkeit, wie der deutsche Verleihtitel „Jenseits der Angst“ ja nahelegt, und wirft damit auch Fragen über existentielle Erfahrungen, deren spirituelle Dimension auf, die dauerhafte Veränderungen bewirken können, Traumata und Traumaaufarbeitung durch’s Hindurchgehen, andersherum, rückwärts – und wie beides miteinander zusammenhängen kann. Dieses durch und durch nachdenkliche Filmwerk FEARLESS als unser Film Nummer 9.

Tom Hanks, heute als Schauspieler mit gleich drei Filmen bei uns vertreten, war auch Produzent von und Darsteller in Raumfahrtfilmen, man denke nur an APOLLO 13; er gilt schauspielerisch als der zeitgenössische James Stewart.  —  Auch wir in Deutschland hatten unseren flugaffinen ‚Volksschauspieler‘ als Average Man: Heinz Rühmann, geboren 1902, gestorben 1994. Seine beiden Bruchlandungsfilme QUAX – DER BRUCHPILOT von 1941 sowie QUAX IN AFRIKA, gedreht 1943/1944, gelten immer mehr als heutige „Vorbehaltsfilme“ der national-sozialistischen Filmpolitik: wie aus einem Looser ein wahrhaft „deutscher Held“ wird, wenn er nur auf den richtigen Führer trifft. Im brandenburgischen Afrika dann auch noch mit rassistischer Überheblichkeit. Und eine „bombige Werbung“ für die Weltkriegs-Abenteuer, die man als Nachwuchs bei der Luftwaffe erleben kann. Wir können hier in unserem Podcast nicht enzyklopädisch abbilden, aber erwähnen wollten wir bei unserem Thema diese beiden ‚Rühmann-Quaxe‘ zumindest doch.

James Stewart, dem wir in der Rolle des Flugkapitäns beim FLUG DES PHÖNIX bereits begegneten, hatte damit die Darstellung jener Generation der Flugpioniere fortgesetzt, die er 1957 mit der Verkörperung des Charles Lindbergh in Billy Wilders CinemaScope-Farbfilm THE SPIRIT OF ST. LOUIS begann: Lindbergh gelang 1927 der erste Nonstopflug von New York nach Paris und zugleich die erste Alleinüberquerung des Atlantiks von West nach Ost. 1927, das ist die Zeit, in der die Flugfelder sich in richtige Flughäfen mit erweiterter Infrastruktur wandelten. — Bereits 1919 gelang Alcock & Brown die erste Atlantiküberquerung mit dem Flugzeug, was uns zum Jahr 1919 und auch wieder zum Anlass unseres Themas, den gut 100 Jahren Passagierluftverkehr, zurückführt. Der letzte Film dieser Podcast-Folge also, zu deutsch, LINDBERGH – MEIN FLUG ÜBER DEN OZEAN – unser Film Nummer 10 zum Abschluss: Billy Wilders THE SPIRIT OF ST. LOUIS mit James Stewart in der Hauptrolle. [JP]


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Diese Folge wurde am 21. Juni 2020 aufgezeichnet.

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